Frankfurt am Main | 13. – 20. Oktober 2024

Highlights: 17. Oktober

 © Roman Roth

"Meine Damen und Herren" - Ein Spiel der Methoden politikwissenschaftlicher Kommunikation

9.00-19.00 Uhr in der ASTOR Film Lounge
Von Roman Roth

"Meine Damen und Herren" ist eine Kakophonie aus zusammengeschnittenen und übereinandergelegten Bundespressekonferenzen der Jahre 2020 und 2021 zur Corona-Pandemie in Deutschland.

Alles ist fast wie immer, aber: die Redner wechseln sich nicht ab sondern sprechen alle gleichzeitig. Die Arbeit bedient sicht auf spielerische Art der Methoden politikwissenschaftlicher Kommunikation, die in dieser besonderen Zeit angewandt wurden um zu erklären und beschwichtigen, oder dies zumindest zu versuchen. Während die Tonaufnahmen in Stereo von links nach rechts laufen, kommen aus dem Durcheinander einzelne Aussagen und Schlagwörter zum Vorschein. Welche davon man hört, ist davon abhängig welche Person und Lippenbewegung gerade angeschaut wird. Für dieses Ergebnis wurden 20 Stunden Filmmaterial aus Pressekonferenz-Mitschnitten analysiert, mit Greenscreen-Technologie editiert und auf dem uns allen bekannten hölzernen Podium platziert.

© Katarzyna Perlak

Künstler und Filmemacher über persönliche Erfahrungen und Geschichten als Basis der Erstellung bewegter Bilder und als Motor des Wandels

Podiumsdiskussion
10.00-11.30 Uhr in der ASTOR Film Lounge

Mit: Katarzyna Perlak, Webb-Ellis, Karen Russo

Filmemacher sind nicht nur Geschichtenerzähler, sondern auch Spiegelbilder ihrer eigenen Erfahrungen. In diesem Panel beleuchten wir, wie diese in ihre Werke einfließen und wie sie soziale und politische Entwicklungen in unserer modernen Welt prägen.

Persönliche Erfahrungen können Filmen eine emotionale Tiefe verleihen und ermöglichen es, universelle Themen auf persönliche Art und Weise zu interpretieren. Gleichzeitig fungieren sie als Katalysator für bedeutende Diskussionen über aktuelle gesellschaftliche Fragen.

Unsere Gäste, erfahrene Filmemacher und Künstler, teilen ihre Einsichten darüber, wie das Einbringen persönlicher Geschichten nicht nur die künstlerische Qualität ihrer Werke bereichert, sondern auch eine transformative Wirkung auf die Gesellschaft haben kann und vor allem warum das so ist.

Die Diskussion wird tiefere Einblicke in den kreativen Prozess und die Praxis des Filmemachens bieten. Erfahren Sie aus erster Hand, wie persönliche Geschichten als kraftvolle Instrumente genutzt werden können, um unter anderem soziale und politische Bewegungen und Veränderungen anzustoßen. Das Filmemachen ist demnach nicht nur reine Kunst, sondern auch eine treibende Kraft für positive gesellschaftliche Veränderungen.

© Jörg Buttgereit

Kunst, Moral und Film. Für eine Ethik des Films. Kann und soll man alles zeigen und um jeden Preis?

Vortrag
17.00-19.00 Uhr in der ASTOR Film Lounge

Mit: Jasmin Hagendorfer, Aaron Hillis, Jörg Buttgereit
Zu Beginn der Veranstaltung gibt Jörg Buttgereit eine Buchpräsentation

Eine Ethik des Films und des bewegten Bildes: Kann und soll man alles zeigen? Seit den Anfängen des Kinos hat der Film eine besondere Fähigkeit besessen, Realität zu reflektieren, zu manipulieren und neu zu erfinden. Die bewegten Bilder, die auf die Leinwand projiziert werden, sind mehr als bloße Unterhaltung. Sie sind mächtige Werkzeuge, die dazu dienen können, Empathie zu erzeugen, soziale Ungerechtigkeiten aufzuzeigen oder eine politische Botschaft zu übermitteln. Doch mit dieser Macht ist zugleich eine große Verantwortung verbunden. Die Frage, was man zeigen kann und was man zeigen sollte, ist daher stets von zentraler Bedeutung für die gesamte Film- und Bewegtbildbranche.

Die technologischen Möglichkeiten erlauben es, nahezu alles zu visualisieren, von expliziten Gewaltszenen bis hin zu Darstellungen tiefster menschlicher Emotionen. Aber nur weil man etwas zeigen kann, heißt das nicht, dass man es auch zeigen sollte. In einer zunehmend globalisierten Welt, in der bewegte Bilder ein breites internationales Publikum erreichen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Filmemacher und Künstler sich der kulturellen Kontexte, in denen ihre Werke gesehen werden, bewusst sind: Tragen sie eine spezifische ethische Verantwortung dafür, welche soziale oder politische Botschaften sie mit welchen Mitteln und Medien vermitteln? Sollten Film und Bewegtbild noch mehr dazu genutzt werden, gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen und zur Veränderung ermutigen? Oder sollte man sich auf die reine Unterhaltung konzentrieren und politische oder moralische Fragen vermeiden? Eine Diskussionsrunde aus Filmemachern, Bewegtbildkünstlern und Ethikexperten wird sich diesen Fragen auf der Bühne stellen.

LEERE NETZE © Ashkan Ashkani

LEERE NETZE - kraftvolles Drama über zementierte Ungleichheiten der heutigen iranischen Gesellschaft

21:00 Uhr in der ASTOR Film Lounge
Regie: Behrooz Karamizade

Amir und Narges, um die zwanzig, haben in ihrem Heimatort am Kaspischen Meer das gefunden, was sie für die wahre Liebe halten. Doch im heutigen Iran ist das weit entfernt von dem, was man braucht, um ein gemeinsames Leben aufzubauen. Die beiden müssen ihre Beziehung geheimhalten. Um Narges' Familie aus besseren Kreisen zu gewinnen und eine ordentliche Mitgift zahlen zu können, braucht Amir Geld, und zwar schnell. Mit dem Rücken an der Wand nimmt Amir einen Job im örtlichen Fischereihafen an und steigt in da lukrative aber gefährliche Geschäft des Kaviar-Schwarzmarktschmuggels ein. Während Amirs Werte durch die illegale Unterwelt kompromittiert werden, hält Narges ihre Eltern, die eine Ehe für sie planen, hin. Werden ihre Liebe, Hoffnungen und Träume das eng gewebte Netz aus Traditionen, Korruption und sozialer Hierarchie, das auch im heutigen Iran das Leben einer neuen Generation regiert, überstehen?

Behrooz Karamizades Langfilmdebütfilm gewann dieses Jahr den Special Jury Prize in Karlovy Vary und wird nun auch im Rahmen des Hessischen Filmpreises mit dem Newcomerpreis ausgezeichnet.